„Deppendiplom“ ist eine Ausbildung mit Erfolgsgarantie. Jeder bekommt sein Diplom, es fehlt nur noch die Unterschrift. Irgendwie hat der Vortragende einen Schuss, doch bei genauerer Betrachtung könnte man das, was er sagt, auch ernst nehmen. Ist er womöglich ein Guru? Zwischen Influencer und Influenza ist ja wenig Unterschied. Genie oder Wahnsinn? Kaviar oder Nutella? Die Grenze ist oft schwer erkennbar. „Deppendiplom“ ist lustig, absurd, verrückt. Aber wer will, kann auch den Sinn im Unsinn entdecken und sich auf ein Narrenspiel mit doppeltem Boden einlassen. Denn es ist nicht gut für die Welt, das Twinni auseinanderzureißen.
Ist Christian Hölbling ein Intellektueller oder ein Clown? Vom frühen „Grazer Kleinkunstvogel“ über den Hamburger Comedy Pokal bis zum Bonner Prix Pantheon hat er einiges an Kleinkunstpreisen abgeräumt. Warum spielt er dann nicht einfach bis in alle Ewigkeit seine erfolgreiche Kunstfigur „Helfried“? Warum schreibt er stattdessen Kolumnen und Bücher oder produziert Chansons, die aus der Zeit gefallen sind? Antwort: weil er ein Depp ist. Bei ihm kann man sich darauf verlassen, dass man sich auf nichts verlassen kann. Dafür ist Abwechslung und Vielseitigkeit garantiert. Christian Hölbling spielt sich frei.
Pressestimmen
In seinem neuen Solo präsentiert sich Christian Hölbling in der Figur eines schrägen Kursleiters und clownesken Gurus, und das auf einer aufwändig und detailreich dekorierten Bühne, farblich unverkennbar orientiert am Orange-Grün eines Twinnis, dem Yin-Yang der Glaubensgemeinschaft des Deppertseins. Hölbling lotet mit seiner irritierenden Kursleiter-Kunstfigur die Spiel- und Spannungsfelder zwischen geistreich und grotesk, sachlich und sinnbefreit hemmungslos aus.
Ö1 – Contra (Jänner 2023)
Christian Hölbling ist ein Bühnen-Gesamtkunstwerk. Erfrischend ist er anzuschauen, wie er seine Verrenkungen macht, ein betontes Nicht-Tanzen-Können, das an Monty Pythons „Ministerium für alberne Gangarten“ erinnert. Gestik und Mimik sind bisweilen grotesk bis in den roten Bereich übersteuert, während er sich Mühe geben muss, als Karaoke-Fan nich allzugut zu singen, denn er kann es. Das Programm erlaubt durchaus zwei Perspektiven: ist es eine Satire auf Menschen, die so sind, oder auch eine Anregung, das Hirn selbst manchmal auf Standby zu schalten? Beim Publikum spürt man durchgehend eine gewisse angespannte Erwartung, vergleichbar einer besonders eifrigen Schulklasse, in der jeder einmal „Herr Lehrer, ich weiß was!“ rufen möchte. Das Deppendiplom taugt eigentlich jedem. Wessen intellektuelle Neigungen und Fertigkeiten mit der Comedy-Oberfläche zufriedenzustellen sind: bittesehr. Wer es schafft, sich zwischen den Zeilen eine Kritik der reinen Vernunft zusammenzuklauben und erst ab Doktortitel lacht: ebenso.
(Deutschlandfunk, Februar 2023)
"A Trottel is ma, a Depp muss ma werden." Deppert sein will also gelernt sein. Vom selbsternannten Deppenguru Christian Hölbling bekommt man in seinem neuen Programm eine umfassende Anleitung zur Deppwerdung, falls man nicht eh schon Profi ist. Der steirische Kabarettist wurde einst mit seiner Kunstfigur Helfried in der deutschsprachigen Kleinkunstszene bekannt und vermag als Lifestyle-Deppfluencer das Publikum immer wieder improvisatorisch versiert einzubinden. Dieses sammelt reichlich Mitarbeits-Plus im Deppenseminar. Absurde Alltagstipps, wie man den inneren Deppen in sich stärkt, eignen sich durchaus als Monty-Python-Sketches - einfach mal Zimtschnecken ohne Extrawurst bestellen oder ein Backhendl durch die Rohrpost schicken. Der Twinni als Running Gag steht für die Polarität der menschlich-deppischen Existenz - oder für die zwei Extreme einer Wurscht, dem Wappentier des Abends, um die es ja schließlich geht.
Wiener Zeitung, Jänner 2023