Wegweisend: Rudi Schöller und sein "Kompass"

Viele kennen ihn als Vormärz, den stummen Kammerdiener des Kaisers. Dass Rudi Schöller aber auch sehr viel zu sagen hat stellt er seit Jahren in seinen feinsinnigen Soloprogrammen unter Beweis. Mit kabarett.at hat er über seine neue Arbeit "Kompass" und mehr gesprochen.

Understatement, eine unaufdringliche Bühnenpräsenz und ein feines Gespür für die Widersprüche der Zeit, in der wir leben: Das sind die Merkmale der virtuosen Kabarettprogramme von Rudi Schöller. Orientierung in einer komplexen Zeit kann ein altes Instrument geben, und so fungiert der "Kompass" als Symbol und zugleich als Titel von Rudi Schöllers brandneuem Soloprogramm. kabarett.at hat er folgendes Interview gegeben.

 

Kompass“ heißt dein neues Soloprogramm, das kürzlich seine Premiere hatte. Worum geht es darin?
Es geht um die gegensätzlichen Trends Digitalisierung und Entschleunigung. Um Orientierung, die man nicht nur im Außen, sondern auch im Inneren suchen sollte. Es ist aber auch eine Abenteuergeschichte, im Stil von 80er-Jahre Action-Filmen, wie Indiana Jones oder James Bond.

 

Ein Kompass soll ja die Richtung weisen, was nicht zuletzt in Unübersichtlichkeit der digitalen Welt nötig ist. Kann man die kritische Auseinandersetzung mit den sogenannten Errungenschaften der modernen Welt als ein Grundthema deiner kabarettistischen Arbeit bezeichnen?
Ja, wobei es mir wichtig ist, nicht die Errungenschaften zu kritisieren, sondern den Umgang damit in Frage zu stellen. Ich möchte nicht per se ein Statement gegen Fortschritt oder die Digitalisierung abgeben. Erfindungen sind an und für sich etwas Gutes, es kommt darauf an, was man daraus macht.

Auch diverse Fernsehformate sind immer wieder Themen in deinen Programmen. Zuletzt eine Castingshow, jetzt kommen die derzeit sehr beliebten Start Up-Shows vor. Warum bietet dir das Fernsehen so wichtige Inspiration? Und siehst du selbst viel fern?
Fernsehen ist immer noch ein gutes Abbild der Gesellschaft. Darum sind Fernsehformate für mich ein guter Rahmen, um Strömungen zu thematisieren. Ich bin kein Couch-Potato, gehe allerdings gerne ins Kino und kann mich für Serien begeistern. Und auch das Serienformat war eine Basis für „Kompass“. Ich habe ganz bewusst Charaktere aus dem letzten Programm „Auftrieb“ mitgenommen und versucht, sie weiter zu entwickeln.

Apropos Fernsehen. Bekannt bist du auch als stummer Kammerdiener Vormärz bei Robert Palfraders „Wir sind Kaiser“. Wie laufen die Drehs ab? Fällt es dir schwer, Ruhe und Haltung zu bewahren und ernst zu bleiben?
Die Drehs laufen in angenehmer Atmosphäre ab. Deshalb ist es auch nicht schwierig, sich zu konzentrieren. Und wenn wir drehen, kenne ich die Pointen ja schon :)

Du bist auch Mitglied im Kabarettkollektiv „Hut ab“, mit Kollegen wie Thomas Malirsch, Homajon Sefat (ehemals 2gewinnt) oder Christoph Straka. Wie entwickelt sich dieses Projekt? Was erwartet das Publikum bei den Auftritten mit dem Kollektiv?
Dieses Projekt ist eine Art „work in progress“. Es bietet uns eine Plattform, um Neues auszuprobieren. Dadurch sind die Abende immer frisch und unberechenbar. Seit kurzem haben wir auch eine Band dabei.

Hast du außer dem Kabarett und deinen TV-Auftritten noch weitere künstlerische Schwerpunkte?
Ich höre und mache auch außerhalb der Programme gerne Musik. Aber das beschränkt sich eher auf den privaten Bereich. Zur Zeit versuche ich, „Hang-Drum“ spielen zu lernen. Vielleicht kann man das auch einmal einbauen.

Gibt es – außer den vielen Terminen mit „Kompass“ konkrete Pläne oder Projekte für die nähere Zukunft?
Laufen, lesen, Yoga und Wohnung ausmalen :)

Vielen Dank für das Gespräch!

Die nächsten Spieltermine von Rudi Schöller und seinem Programm "Kompass" sind am 18.02.2017 in der Gruam, Wien, am 21. und 28.02. im Kabarett Niedermair sowie am 04.03. im Grazer Casino. Die Gesamtübersicht finden Sie in unserem Kalender.



 

 

 

 

Interview vom 15.02.2017, 10:49 Uhr · rb
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