Anamnese:
Herr Sarsam kann nicht genau definieren wo oder seit wann die Symptomatik besteht, sagt jedoch, dass er gleich wieder weg muss "weil das Publikum auf mich wartet“.
(aus dem Pressetext zu "Diagnose: Arzt")
Als Hin- und Hergerissenen ziwschen Bühne und OP könnte man Omar Sarsam blumig formuliert bezeichen. Der 35-jährige Wiener mit arabischen Wurzeln ist hauptberuflich als Kinderchirurg tätig. Nebenher ist er seit mehreren Jahren ein fixer Bestandteil der alternativen Kleinkunstszene. Als Teil des Duos Bernhuber & Sarsam, sowie mit dem Ensemble Sarsam und Freunde (u. a. gemeinsam mit BlöZinger, Gerafi, ...) war und ist er in erster Linie ein Mitgestalter der Late Night-Schiene im Kabarett Niedermair - einer Keimzelle für mutige, experimentelle Kleinkunst. Nebenher zeichnet er (wieder gemeinsam mit Marc Bernhuber) für den YouTube-Hit "Disco, Disco! Party, Party!" verantwortlich. Mit "Diagnose: Arzt" legt Sarsam nun sein erstes Soloprogramm vor, mit kabarett.at hat er u. a. darüber geplaudert.
"Diagnose: Arzt“ heißt dein Soloprogramm, das kürzlich im Kabarett Niedermair Premiere hatte. Womit dürfen wir inhaltlich dabei rechnen?
Rechnet unbedingt mit viel Musik, im Wechselspiel mit medizinisch oder familiär inspirierten Kuriositäten. Unter Anderem: Wie es sich mit arabischen Eltern aufwächst, warum arabische Kinder mit Ihren Eltern nicht gerne einkaufen gehen und woran man erkennt, ob man mit einem Perser oder Araber spricht. Medizinisch muss mit zumindest auf Haut brennenden Inhalten gerechnet werden.
Obwohl du schon seit Jahren in der Wiener Kleinkunstszene sehr aktiv bist, ist es dein erstes Soloprogramm. Was ist der Grund dafür?
Der motivierendste Satz aller: „Traust dich nie!“
Wie unterscheidet sich der Entwicklungsprozess im Vergleich zu früheren Arbeiten, jetzt wo du als Solist tätig bist?
Vor allem in der Disziplin, Ideen in inspirierenden Momenten sofort aufzuschreiben, nicht aufzuschieben, weil die Idee genauso schnell wie sie ins Gehirn hineinflattert auch schon wieder weg oder zumindest verfärbt ist. Nummern entstehen aus diesen Ideen fast immer unter der Dusche. Keine Ahnung wieso. Vor der Premiere musste ich viel duschen. Mit anderen Künstlern sind die Nummern fast immer durch Improvisation entstanden.
Du bist hauptberuflich als Kinderchirurg tätig. Hilft dir deine Erfahrung als Humorist mit Hang zum Improvisieren eigentlich auch dabei, einen guten Draht zu deinen PatientInnen zu haben? Oder sind das zwei ganz verschiedene Sphären, die gar nichts miteinander zu tun haben? Und umgekehrt: Fließen Erfahrungen aus deinem Beruf als Mediziner in die Arbeit als Kabarettist ein?
Zwei sehr gute Fragen. Für mich persönlich gehören beide Berufe, die ich beide mit hauptberuflicher Leidenschaft lebe, zusammen. Ich hoffe, viel von der auf der Bühne nötigen Präsenz und Aufmerksamkeit in den medizinischen Alltag und Kontakt zu den Kindern und Eltern packen zu können. Also einfach wirklich mental anwesend zu sein, wenn man eine Frage beantwortet bekommt, wenn man eine Untersuchung durchführt. Jeder Arzt hat da sicher sein eigenes Instrument, um mit Patienten in Kontakt zu treten. Meine Instrumente sind Aufmerksamkeit und Humor, wenn angebracht. Das bedeutet übrigens nicht, dass man Kinder immer angrinsen muss. Im Gegenteil. Grinsen mit weit hochgezogenen Augenbrauen, dabei noch vorsichtig Nicken macht Kleinkindern Angst, Erwachsenen aber eigentlich auch.
Natürlich fließen Inspirationen aus der Medizin auch in die kabarettistische Arbeit, allerdings ohne dabei unbedingt sehr medizinisch zu bleiben.
Außer den Auftritten mit „Diagnose: Arzt“, hast du in nächster Zeit noch andere künstlerische Pläne?
Musik steht am Plan - da haben sich schon eine Menge Lieder angestellt, die endlich wieder an die Öffentlichkeit wollen, manche davon kann man im Programm hören. Als kleines Zuckerl wird es bei jeder Vorstellung von "Diagnose: Arzt" einen Song als Gratis Download Link geben. Bei der nächsten Vorstellung ist es ein Klingelton zum geplanten Sommer Party Hit 2016: „Alte Butter“.
Und noch mehr Musik: Diesen Sommer darf ich im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für Theater in Graz einen einwöchigen Songwriting-Workshop unter dem Motto "MusikOhneNoten" leiten.
Vielen Dank für das Gespräch!
"Diagnose: Arzt" von und mit Omar Sarsam ist demnächst an folgenden Terminen im Kabarett Niedermair zu sehen: 01.03., 22.03., 05.04., 19.04., 24.05., 13.06., 29.08.2016 Wer dabei sein möchte, sollte schnell sein, denn einigeTermine sind bereits ausverkauft. Alle weiteren Infos finden Sie hier.