Die Kabarett-Highlights im Jänner 2016

Der erste Monat des Jahres präsentiert sich in der Kleinkunst traditionell sehr premierenreich. Das ist 2016 nicht anders. Mit Roland Düringer und Mike Supancic legen zwei Kabarett-Titanen neue Arbeiten vor. Auch in der jüngeren Szene tut sich einiges: Neue Programme gibt es etwa von RaDeschnig, 2gewinnt und Lisa Eckhart. Außerdem bereichern hochkarätige Gäste aus den Nachbarländern den Jahresbeginn, darunter Michael Hatzius und Torsten Sträter.

 

 

Düringer "Weltfremd?", Supancic jenseitig

Viel wurde gesagt und geschrieben über Roland Düringers Wandlung vom "Benzinbruder" und erfolgreichsten Kabarettstar des Landes zum nachdenklichen Vortragenden, der den Zustand von Welt, Gesellschaft und Leben auf der Bühne analysiert. Dass das zwar auch, aber nicht nur lustig ist, finden manche gut. Andere meinen, Düringer solle sich lieber auf seine alten Stärken besinnen, das Publikum unterhalten, anstatt den Weltverbesserer mit dem erhobenen Zeigefinger zu spielen. Wie auch immer man dazu steht, mangelnde Konsequenz kann man ihm nicht vorwerfen: Seit mehr als fünf Jahren beschreitet er diesen Weg, und hat mittlerweile nicht nur drei Bühnenprogramme und zwei Bücher vorgelegt, sondern mit "Gültige Stimme" auch eine wöchentliche Talkshow auf Puls 4.

Es mag manche Veranstalter und Fans enttäuschen, die gehofft haben, dass Roland Düringer nun wieder zu seinen brachial-humoristischen Wurzeln zurückkehrt: Mit seinem neuen Programm "Weltfremd?" stellt der Künstler einmal mehr die Dichotomie zwischen der "Welt, wie sie ist" und der konstruierten "Wirklichkeit" zur Debatte. Er konfrontiert sich und das Publikum mit unbequemen Fragen: Verwechseln wir unsere Lebensgeschichte mit dem Leben? Warum unterrichten wir Kinder und nicht Gegenstände? Liegt es nur daran, dass wir einen festen Klescher haben, oder sollen wir ganz einfach nur das wollen, was wir wollen sollen? Mit "Weltfremd?" fasst Roland Düringer fünf Jahre Vortragsarbeit zusammen, ergänzt, erweitert, bringt komplexe Zusammenahänge auf den Punkt. Die Premiere dieses "Abends für alle Weltfremden" findet am 12.01.2016 im Posthof Linz statt. Wien-Premiere ist am 15.01. im Schutzhaus Zukunft. Alle weiteren Termine in unserem Kalender.

Fast genau so lang in der Branche wie Düringer ist Mike Supancic - ein Mann, der mit seiner unnachahmlichen Bühnenpräsenz bereits seit Mitte der 1980er-Jahre für beste Unterhaltung sorgt. "Im Jenseits ist die Hölle los", heißt sein 15. Soloprogramm, und dieses beginnt mit einer aus dem Ruder gelaufenen Geisterbeschwörung. Daraus wird eine Tiefschaubahn-Fahrt in die Abgründe der Anderswelt, eine rauschende Nacht im Reich der Toten. In deren Verlauf trifft Mike auf verschiedene wunderliche Gestalten, und wirft die eine oder andere besonders heiße Kohle ins Lachsalven-Fegefeuer, darunter das Hauptwerk seiner Tante Alighieri, "Die Göttliche Kommode", das erste Marschmusik-Medley der Kabarett- und die ersten gesungenen Mordfälle der Kriminalgeschichte. Dass Supancic auch seine Gitarre mit auf den Höllentrip nimmt, versteht sich dabei von selbst. Premiere des Infernos ist am 27.01.2016 im Wiener Stadtsaal. Alle weiteren Termine hier.


Gastspiele: Puppenspieler Hatzius, Slam Poet Sträter, u. v. m.

Erfreulicherweise ist es den heimischen Häusern wieder gelungen, manch hochkarätige Künstler aus unseren deutschsprachigen Nachbarländern für Gastspiele zu gewinnen. Eine Ausnahmeerscheinung ist Puppenspieler und Comedian Michael Hatzius, der fast immer ein Begleitung einer allwissentlich-mürrisch-charmanten Echse zu sehen ist. Mit seiner aktuellen Solo-Show "Echstasy" ist der mehrfach preisgekrönte Hatzius nun erstmals in Österreich zu erleben. Die titelgebende Echse ist also der Star des Abends, gibt großmäulig Anekdoten aus ihrem bunten Leben zum Besten, hat aber auch stets ein offenes Ohr für das Publikum, denn Improvisation ist die große Leidenschaft von Michael Hatzius. Darüber hinaus treten noch weitere schräge Charaktere vor den Vorhang, etwa das schüchterne Huhn. Diese Figuren und ihr Schöpfer Michael Hatzius garantieren einen unvergesslichen, rauschhaften Abend. Große Empfehlung! Termine: 21.01.2016 im Orpheum Graz, 22.01. im Posthof Linz und 23.01. im Wiener Stadtsaal. Weitere Infos hier.

Aus der Slam Poetry-Szene kommend, hat sich Torsten Sträter mittlerweile als Autor und Performer an Leseabenden einen Namen gemacht. Einen solchen präsentiert er dem Wiener Publikum am 30.01.2016 im Stadtsaal unter dem Titel "Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben". Was Sträter dabei tut: Er liest seine Geschichten, und erzählt dazwischen seltsames Zeug. Beispiele gefällig: Die Einsamkeit, die einen befällt, wenn man sich im ganzen Land über die eigene Familie lustig macht, tote Hunde, soziale Befindlichkeiten oder Fleischwurst-Beschaffungsmaßnahmen. Dem schwarzen Humor nicht abgeneigt, widmet sich Sträter ganz entspannt der Aufgabe, gemeinsam mit seinem Publikum sehr viel Spaß zu haben. Denn: "Lachen reinigt die Zähne" (Sprichwort aus Tahiti).

Ein hierzulande noch weitgehend unbeschriebenes Blatt ist Friedemann Weise. Ganz anders in Deutschland, wo die Presse euphorisch über das selbsternannte "Leitmedium der deutschen Satirepopszene" berichtet, und ihn sogar mit den beiden Säulenheiligen Helge Schneider und Olaf Schubert vergleicht. Sein erstes Soloprogramm heißt "Der große Kleinkunstschwindel", und er präsentiert es als Ö-Premiere am 29.01.2016 im Kabarett Niedermair. Die Hauptzutaten sind kurze Witze, absurde Geschichten, komische Songs und lustige Bilder. Letztere präsentiert Weise auf einer zwei Meter breiten Leinwand, die er nach eigenen Aussagen von U2 geklaut hat. Das Resultat: Ein skurriles Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen sucht. One night only!

Zu einem seiner seltenen Wien-Besuche findet sich der Schweizer Kabarettist, Straßenkünstler und Schauspieler This Maag am 23.01.2016 im Kabarett Niedermair ein. "Geradeaus im Kreis" heißt das neue Solo des Mulitalents. Die Welt ist eine Kiste, und This Maag ist bereit, diese Büchse der Pandora zu öffnen.Schwarz oder Weiß? Oder doch lieber ein neutrales Grau? Links oder Rechts? Oder doch geradeaus? Ist die Liebe kompliziert, oder wem kann ich die Schuld geben? Ist man mit 40 eher über 40 oder eher unter 40? Ein interaktives, anarchisches und clowneskes Comedy-Kabarett-Theater über die Unebenheiten unseres Daseins.


Junges Kabarett von RaDeschnig, 2gewinnt, Lisa Eckhart und mehr

Dass die junge Kleinkunst seit einigen Jahren ordentlich am Brodeln ist, hat sich mittlerweile auch über Szene-Kreise hinaus herumgesprochen: Wesentlich mitverantwortlich dafür ist zum Beispiel das Kabarettduo RaDeschnig. Die Zwillingsschwestern beweisen sowohl in ihren eigenen abendfüllenden Programmen, als auch als Teil des erfolgreichen und von ihnen mitbegründeten Mixed-Abends "Gemischte Platte", dass sie nicht nur sehr musikalisch und verdammt lustig sind, sondern geben ihrem Publikum auch Stoff zum Nachdenken mit auf den Heimweg. "Zimmer - Küche - Kabinett" heißt das neue Programm des Duos, und es ist die Geschichte von zwei Frauen, die eine sind. Alles um sie herum ist in Bewegung, und sie erstarrt - vorsichtshalber. Die eigenen vier Wände sind ihre Festung. Hier kann sie nichts gewinnen, aber auch nichts verlieren. Hier hat sie zwar keine Möglichkeiten, aber dafür ihre Ruhe. Bis... Premiere am 28.01.2016 im Theater am Alsergrund. Weitere Termine hier.

Neues gibt es auch von den berüchtigten Satirikern David Haller und Homajon Sefat, besser bekannt als 2gewinnt. In ihrem dritten Programm nehmen die beiden Ex-Rüpel endlich Abstand von Geschmacklosigkeit und Publikumsbeleidigung. Ein versöhnliches Programm soll es werden, die Bedürfnisse der Zuseher stehen im Zentrum. Dieser neue, harmonische Ansatz spiegelt sich auch im Titel wieder: "Schmusen" heißt der Abend, für den sich die beiden mit Leo Lukas einen prominenten Regisseur geholt haben. Was gibt es sonst noch? Unter anderem haben 2gewinnt die 500 besten Tierwitze angekündigt, sowie Antworten auf Fragen, wie z. B.: Können Vulkane Menschen verklagen? Sind die Teletubbies tatsächlich die Reiter der Apokalypse? Und welche Rolle nimmt eigentlich "Die Agentur" ein? Auf ihren angeblichen Kuschelkurs begeben sich Haller und Sefat erstmals am 26.01.2016 im Theater am Alsergrund. Folgetermine hier.

Als ganz heiße Kleinkunst-Aktie wird momentan Lisa Eckhart gehandelt. Die gebürtige Steirerin studierte in Frankreich, landete irgendwann in der Berliner Slam Poetry-Szene und wurde schnell deutschlandweit zu einer der renommiertesten Vertreterinnen des Genres. Nunmehr ist sie auch wieder in der alten Heimat tätig, und daruf und dran, die österreichische Kleinkunstzene ebenso im Sturm zu erobern. Neben ihrer Mitwirkung bei der "Langen Nacht des Kabaretts" präsentiert sie am 20.01.2016 im Theater am Alsergrund die Premiere ihres Solos "Als ob Sie etwas Besseres zu tun hätten". Glaube, Liebe, Politik und andere Taschenspielerstreiche seziert sie dabei liebevoll, bis sich die Tragödie zur Komik steigert. Außerdem erfährt das Publikum, warum ein Punschkrapfen Symbol der ultimativen Wahrheit ist. Alle Infos und Termine im Kalender.

Matthias Franz Stein steht in großen Fußstapfen, schließlich ist er der Sohn der Kleinkunst- und Schauspiel-Legende Erwin Steinhauer. Beruflich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, denn Stein ist als Schauspieler fixer Bestandteil des Josefstadt-Ensembles. Damit aber genug der Ahnenforschung! Mit "Jenseits" hat Matthias Franz Stein nun sein erstes Soloprogramm geschrieben. Dieses hat eine schräge Geschichte zum Inhalt, in der Gott pleite ist und das fehlende Geld bei Luzifer eintreiben möchte, der mittlerweile in der Hölle als Moderator einer Castingshow tätig und trotzdem genauso pleite ist, wie sein Verwandter aus dem Himmel. Weiters kommen vor: Der Publikumsanheizer Günther van Jenseits und eine Leichenjury bestehend aus Peter Alexander, Falco und Klaus Kinski, sowie der Finanzminister. Vorpremiere am 27.01.2016 im Theater am Alsergrund. Premiere am 03.02. in der Kulisse. Weitere Termine und Infos hier.

Lydia Prenner-Kasper schließlich knüpft mit ihrem neuen Solo thematisch dort an, wo das Vorgängerprogramm "Muttitasking" aufgehört hat. Mutti will zumindest für ein Wochenende raus aus allem, und sich wieder als kinderloser Single fühlen. Dass sich dafür ein Wellness-Aufenthalt anbietet, liegt auf der Hand. Und deshalb geht es mit Freundinnen ab in die Therme - wo dann so manches ans Tageslicht kommt, das ansonsten unter den Teppich gekehrt wird. Ein östrogengeschwängertes Programm soll "Weiberwellness" werden, das Frauen das geborgene Gefühl gibt, nciht alleine zu sein, und aus hartgesottenen Männern Frauenversteher macht. Premiere am 29.01.2016 im Orpheum Wien. Weitere Termine hier

Artikel vom 10.01.2016, 19:22 Uhr · rb
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