Stipsits, Rubey und das gekaufte Glück
Eine der ganz großen Kleinkunst-Erfolgsgeschichten der letzten Jahre geht in die zweite Runde: Thomas Stipsits und Manuel Rubey haben nach dem gefeierten "Triest" nun ihr zweites gemeinsames Programm am Start. In "Gott & Söhne" geht es um einen Familienbetrieb, der seit Generationen im Grunde nur eines verkauft, nämlich Glück. Haben sich Stipsits und Rubey in ihrer Gier nach Erfolg und Reichtum gar vom unheimlichen Herrn Götz zu einer Unterschrift überreden lassen? Haben Sie ihm ihre Seelen verkauft? Was bedeutet überhaupt Glück? Für Theodor Fontane nichts anderes als ein gutes Buch, ein paar Freunde, eine Schlafstelle und keine Zahnschmerzen. Und: Wie weit gehst du, um glücklich zu sein?
Nach rund 300 Vorstellungen sind Thomas Stipsits und Menuel Rubey also von Ihrer Schriffsreise nach "Triest" zurückgekehrt, und arbeiten seither intensiv an ihrem zweiten Programm als Duo. Prominente Unterstützung bekommen sie von Alfred Dorfer, der damit seine erste Regiearbeit vorlegt. Die Musik kommt von Boris Fiala, und gemäß einer alten Kabarett-Tradition ist Christian Stipsits nicht nur als Techniker seines Bruders aktiv, sondern greift auch auf der Bühne in das Geschehen ein, indem er die Rolle des Herrn Götz übernimmt. Die längst ausverkaufte Premiere des langerwarteten Stücks findet am 30.09.2015 im Wiener Stadtsaal statt. Alle Folgetermine finden Sie hier.
"Ethno-Comedy" im Aufwind
Das in Deutschland dank Humor-Kapazundern wie Bülent Ceylan bereits seit Jahren sehr erfolgreiche Genre der "Ethno-Comedy" steckt in der österreichischen Szene vorerst noch in den Kinderschuhen. Wer sich allerdings öfter im Umfeld von Nachwuchsbühnen und - wettbewerben aufhält, weiß, dass sich neuerdings auch hierzulande mittlerweile einiges tut: Da gibt es etwa Mario Lucic, den aktuellen Träger des Goldenen Neulingsnagels. Aufgewachsen am sozialen Brennpunkt Rennbahnweg, beschäftigt sich der selbsternannte "Ghettoneurotiker" im gleichnamigen Programm mit den Geschichten seines Lebens: Anekdoten aus den Seitengassen eines Gemeindebaus, AMS-Termine, Arztbesuche und mehr. Stand Up-Comedy mit viel Herz und noch mehr Ironie. Zu sehen etwa am 23.09.2015 im Theater am Alsergrund. Weitere Termine hier.
Während Mario Lucic noch am Anfang seiner Laufbahn steht, geben sich demnächst zwei ganz Große des deutschprachigen Humors mit Migrationshintergrund die Ehre. Seit Mitte der 90er-Jahre steht Django Asül bereits auf der Bühne. Der Niederbayer mit türkischen Wurzeln kann heute also auf eine 20-jährige Laufbahn zurückblicken, und das tut er mit seinem Programm "Boxenstopp" auch. Asül blickt zurück und stellt sich Fragen, wie: Stimmte die Richtung? Passte das Tempo? Gab es unvorhergesehene Vorkommnisse? Was hat den Fahrer geprägt? Im Rahmen seiner Rückschau präsentiert er runderneuerte Klassiker aus zwei Jahrzehnten Bühne. Zu sehen am 18.09.2015 im Wiener Stadtsaal und am 22.09.2015 im Kleinen Theater in Salzburg. Weitere Infos hier.
Und dann wäre da noch Kaya Yanar, Weltenbummler unter den Comedians und passionierter Globetrotter. Er kommt für einige seiner "Best Of"-shows nach Österreich. "Gefühlte drei Mimikwechsel pro Sekunde, geschätzte 50 Sprachen und Dialekte im Repertoire", attestierte Yanar etwa der Westfälische Anzeiger. Als genauer Beobachter von Sprachen, Kulturen und Menschen gelingt es ihm, deren Marotten auf den Punkt genau nachzuzeichnen - und das, ohne in plumpe Klischees zu verfallen. Ein Abend, bei dem es nicht nur um den nächsten Lacher geht, sondern immer auch ums Herz. Damnächst in Wien, Innsbruck, Hallein und Bregenz. Alle Termine im Kalender.
Lustige Lehrer, Höbling mal anders, Neues aus Österreich
Auch in der heimischen Szene gibt es manch Neues: Beispielsweise eine Kooperation der beiden Kabarettpädagogen Andreas Ferner und Markus Hauptmann. In "Teamteaching" machen der HAK-Professor und die Volksschullehererin erstmals gemeinsame Sache. Obwohl sie den gleichen Beruf ausüben, können die Unterschiede zwischen den beiden kaum größer sein: Der eine ist Lehrer des Jahres, der andere Lehrer seit Jahren. Der eine verteilt kompetenzorientierte Noten, der andere Sternchenpickerl und "Hello Kitty"-Stempel. Es prallt Zentralmatura auf Gedächtnisübung, und warum zwei so unterschiedliche Egos trotzdem "Teamteaching" betreiben, das erfährt das geneigte Publikum bei der Premiere am 21.09.2015 im Wiener Orpheum. Alle weiteren Termine in unserem Schülerkalender.
Christian Hölbling war 15 Jahre lang im deutschsprachigen Raum als Kunstfigur Helfried bekannt, beliebt und berüchtigt. "Ich kann auch anderst!" heißt es nun: Hölbling hängt den braunen Anzug in den Schrank und wirft die Spießerbrille ins Klo. Der Mann tritt aus dem Schatten seine Alter Egos, er darf jetzt wieder Steirisch oder Kärntnerisch reden (er hat ja die Doppelstaatsbürgerschaft), und richtig schön singen. Letzteres stellt er etwa unter Beweis, wenn er sein Repertoire an umgetexteten Swing-Klassikern darbietet. Neben seiner musikalischen Virtuosität besticht Hölbling aber auch durch eine feine Sprachbeobachtung und präzisen Körperausdruck. Damit erschafft der enorm vielseitige und eigenständige Künstler Typen und Figuren, die einem sehr bekannt vorkommen. Eine Empfehlung! Wien-Premiere am 17.09.2015 im Kabarett Niedermair, weitere Termine hier.
Das junge Kabarettduo Maurer & Novovesky ist nach früheren Jobs als Leichenträger bzw. Schafscherer seit 2012 gemeinsam in der Off-Theater- und Kleinkunstszene unterwegs. Heuer sind die beiden erstmals auch bei der "Langen Nacht des Kabaretts" mit dabei, präsentieren aber auch immer wieder abendfüllend ihr aktuelles Stück "BALD". Dieses beginnt im Theater, ganz oben auf der Bühne. Und es endet im Keller. Dazwischen: Ein an einen Tisch gefesseltes Kind, zwei Kabarettisten, die plötzlich weltberühmt werden, ein vertuschtes Flugzeugunglück, acht Salmonellenvergiftungen und eine Schattengestalt, die im Hintergund die Fäden zieht. Alles in allem: Ein wendungsreicher Kabarettthriller, der am 21.09.2015 im Kabarett Niedermair eine seiner ersten Aufführungen erlebt. Weitere Termine hier.
Neues gibt es auch von Michael Ricker, der sich in seinem Solo "das WIR in MIR" als Grenzgänger zwischen wandlungsreichem Bühnenkünstler und multipler Persönlichkeit präsentiert. Mal ehrlich: Wer hat noch nicht mit sich selbst gesprochen, sei es auch nur leise oder im Geheimen? Also steckt in uns mehr, als wir vermutet haben. Dieses WIR ist sehr unterschiedlich, stammt aus den verschiedensten Bundesländern, es strapaziert die Lachmuskeln, ist musikalisch, kritisch, ironisch, boshaft, komisch, und manchmal auch ein bisschen traurig, aber immer ehrlich. Zwei sind nur drei von vier Persönlichkeiten! Erstmals zu sehen am 25.09.2015 in der Wiener Gruam. Folgetermine hier.
Mehr Besuch aus Deutschland
Nicht unerwähnt sollen an dieser Stelle einige weitere hochkarätige Gastspiele von Künstlern aus der Bundesrepublik. Rolf Miller etwa präsentiert seine aktuelle Arbeit mit dem schönen Titel "Alles andere ist primär". Sie könnte aber auch heißen: "Wenn der Schuss nach vorne losgeht." Oder: "Ich nehm mich selbst nicht so wichtig, wie ich bin." Miller ein Meister, wenn es darum geht, Kompliziertes mit Banalem auszudrücken, und er präsentiert sein viertes Kaberettprogramm am 12.09.2015 im Wiener Stadtsaal als Wien-Premiere, sowie einen Tag vorher im KIKAS Aigen-Schlägl. Weitere Infos hier.
Regelmäßige Gäste in Österreich sind Pigor & Eichhorn, die sich mittlerweile eine rasch wachsende Anhängerschaft erspielt haben. Mit einer überarbeiteten Spezialfassung ihres aktuellen Programms "Volumen 8" gastieren die Salon-Hip Hopper in Wien, Fürstenfeld, Tulln und Linz, und werden dabei sicher auch Klassiker wie die Kultnummer "Heidegger" zum Besten geben. Die Vorstellung am 25.09.2015 im Kabarett Niedermair gibt es auch live in Ö1 im Rahmen von "Kabarett direkt" zu hören. Hier geht es zu den Terminen.
Wer will nicht reich sein? Wenigstens ein bisschen? Rund um diese Frage dreht sich das Finanzkabarett von Chin Meyer. In "REICHmacher! Reibach sich wer kann!" begibt sich der Künstler mit tatkräftiger Unterstützung des Steuerfahnders Siegmund von Treiber auf die Spuren des großen und kleinen Geldes: Wo ist es geblieben? Wer hat es? Warum nicht Sie? Antworten auf diese Fragen und mehr gibt es am 21.09.2015 bei der Wien-Premiere im Stadtsaal. Nähere Infos hier.
Michl Müller, der kabarettistische Botschafter Frankens, besucht ebenfalls wieder mal Österreich, und hat sein neues Programm "Ausfahrt freihalten!" mit im Gepäck. Damit hat er sich nicht weniger vorgenommen, als der Welt die Welt zu erklären. Zwar ist dies nur seine eigene fränkische Welt, die aber erstaunlich international aufgestellt ist. Dass dabei Nichts und Niemand vor seinem erfrischend respektlosen Mundwerk sicher ist, versteht sich von selbst. "Ausfahrt freihalten!" heißt es am 24.09.2015 im Theater Akzent und einen Tag später im Republic in Salzburg. Infos und Termine finden Sie hier.