"Après Ski" - allein am Sessellift
Es ist real ein Horrorszenario und künstlerisch ein klassisches Komödienthema: Am Ende eines schönen Skitages freut man sich noch auf eine letzte Abfahrt, plötzlich bleibt der Sessellift stehen - und fährt auch nicht mehr weiter. Es wird finster, kälter und kälter. Offensichtlich wurde man vergessen, es steht eine lange und kalte Nacht bevor. Spätestens seit Felix Mitterers legendärer "Piefke-Sage" ist dieses Bild common knowledge in der Alpenrepublik. Nun hat sich Klaus Eckel der Thematik angenommen und mit "Après Ski - Ruhe da oben!" ein Einpersonenstück für die Bühne geschrieben.
Ungwöhnlich für Eckel: Er bleibt diesmal hinter den Kulissen und spielt den einsamen Mann am Lift nicht selbst. Stattdessen darf Thomas Mraz in die Haupt- und einzige Rolle schlüpfen. Der erfahrene Komödiant war unter anderem in Filmen wie "Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott" und "Aufschneider" zu sehen. In "Après Ski" denkt er als Protagonist abendfüllend darüber nach, was er in seiner misslichen Lage tun soll. Warten? Springen? Sich als persönlicher Alleinunterhalter versuchen? Aus Verzweiflung mit einem Uhu über sein Leben sprechen?
Dafür, dass diese Produktion für großes Kabarett-Theater steht, sorgen neben Autor und Hauptdarsteller zwei weitere Szene-Hochkaräter: Michael Niavarani und Georg Hoanzl sind als Produzenten tätig. Ersterer hat in der Vergangenheit bereits in seiner "Encyclopedia Niavaranica" mit Mraz zusammengearbeit und lässt verlauten: "Wir waren uns sofort sicher: Diese Geschichte schreit nach einer Komödie." Für die Öffentlichkeit beginnt der Liftbetrieb am 08.01.2015 bei der Premiere im Wiener Stadtsaal. Weitere Termine gibt es hier im Kalender.
"Heimvorteil" für Alex Kristan, Ermi-Oma lädt zur "Ärger-Therapie"
Vor vielen Jahren hat der Krankenpfleger Markus Hirtler erstmals die Kunstfigur Ermi-Oma auf die Kabarettbühnen geschickt - und damit den Grundstein für einen unaufhaltsamen Aufstieg gelegt. Heute ist er einer der meistbesuchten Kleinkünstler des Landes und nebenbei ein wichtiger Botschafter für ein verständnisvolles Zusammenleben der Generationen. In seiner neuen Arbeit "Ärger-Therapie" gerät Ermi-Oma in die missliche Lage, Ihren Strumpf nicht mehr alleine anziehen zu können. Die verschiedenen Bedürfnisse von Familie und Gesundheitssystem treten zu Tage - und natürlich will jeder immer nur "das Beste". Fast schon kapituliert die Oma - als plötzlich ihr Herz wieder Feuer fängt. Für wen? Die Antwort gibt es in Markus Hirtlers "Eigenverantwortungsgefühlförderungsprogramm". Am 27.01.2015 geht im Grazer Orpheum die Premiere von "Ärger-Therapie" über die Bühne, zuvor gibt es bereits einige Voraufführungen. Hier die Termine.
Alex Kristans erstes Solo "Jetlag für Anfänger" gehört zu den Überraschungserfolgen der letzten Jahre. Dass Kristan kein Untalentierter ist, wusste man ja schon seit seiner Rolle als Sidekick im Medizinkabarett-Duo "Ärztlich Willkommen!". Zum ganz großen Publikumsliebling avancierte er aber erst, als er im Herbst 2012 sein Urlaubschaos über die Menschen brachte. Nun präsentiert Kristan mit "Heimvorteil" seine zweite Arbeit als Solist, und diesmal geht es um die Nöte eines Mannes, dessen Liebste sich über ein Wochenende zum Relaxen in eine Therme verabschiedet hat. Dass man sich im eigenen Heim mitunter sehr fremd fühlen kann, das offenbart sich recht schnell, wenn sich die Leichtigkeit des Allein-Daheim-Seins als tonnenschwere Last entpuppt. Besuch gibt es aber trotzdem, und zwar in Kristan-typischer Manier von zahlreichen Prominenten. Premiere von "Heimvorteil" am 26.01.2015 im Orpheum Wien. Folgetermine hier.
Die FM4 - Gang: Votava, Ratschiller, Schöller
Der Radiosender FM4 steht nicht nur für anspruchsvolle MUsik abseits des üblichen Formatradio-Breis, sondern seit seiner Gründung auch für feinste Comedy-Rubriken und -Sendungen. Wenig verwunderlich, dass sich personelle Synergien zwischen Kleinkunst und Radio ergeben und einige FM4-ler auch im Kabarett "at home" sind. In diesem Monat wird dies ganz besonders deutlich, bringen doch drei Herren neue Programme zur Aufführung, die auf die eine oder andere Art mit FM4 zu tun haben oder hatten.
Da wäre einmal Gerald Votava, ehemals Hauptprojektleiter der legendären Show "Projekt X". Sein Solo trägt den Titel "narzissmus und tiere", und ebenso kryptisch ist der Pressetext, der u. a. das folgende Zitat der Hamburger Band Kante enthält: "Die Tiere sind unruhig, die Kinder nervös. [...] Ein Sturm ist im Kommen. Es könnte jeden Moment passieren." Außerdem dürfte es um einen Mann mit einem Schweineherz gehen, und die Frage, ob dieses je wieder lieben können wird. Man darf also mit einem skurril-philosophischen Programm rechnen, das sicher die eine oder andere Überraschung bieten wird. Näheres wissen wir am 23.01.2015, wenn die Premiere von "narzissmus und tiere" im Stadtsaal Wien stattfindet. Folgetermine hier.
Neues gibt es auch von "FM4-Ombudsmann" Hosea Ratschiller: Er präsentiert sein Solo "Doppelleben" mit dem Untertitel "Ein Häppchen Kultur aus dem Spielautomaten". Darin erhöht er den Einsatz und verspricht: Keine halben Sachen mehr. Jede Pointe eine befreiende Ermutigung, jede Geschichte ein Anfang vom Ende der Ungerechtigkeit, jede Vorstellung ausverkauft. Das ist der Plan. Dazu schlüpft Ratschiller in verschiedene Rollen: Der Comedian, der Vater, der Manager, der Gangster. Außerdem kommt ein publikumsscheuer Akrobat vor. Und die tröstliche Erkenntnis, dass wir viel weniger müssen, als wir glauben und viel mehr können, als wir wissen. Gut, oder? Die Premiere gibt es am 14.01.2015 im Kabarett Niedermair. Weitere Termine im Kalender.
Der dritte im Bunde der FM4-Riege ist Rudi Schöller. Seine Vergangenheit beim Radio ist in erster Linie eine hinter den Kulissen: Er zeichnet für zahlreiche der eingängigen und preisgekrönten FM4-Promotions verantwortlich und machte sich auch als Autor diverser Comedy-Rubriken verdient. Heute ist Schöller nicht zuletzt als stummer Diener Vormärz in der ORF-Show "Wir sind Kaiser" bekannt. Als Kabarettist ist er ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt und bereits seit den 90er-Jahren im Duo und alleine tätig. "Auftrieb" heißt nun seine neueste Arbeit, und darin versammelt Schöller eine ganze Reihe archetypischer Figuren der aktuellen Generation auf einer Almhütte, die Schauplatz einer seltsamen Castingshow ist. Ein Programm über Privatsphäre und Überwachung. Berühmt sein wollen und sich treu bleiben. Eine Zeit, in der alle kreativ sind und sein müssen. Über jetzt. Die ausverkaufte Premiere wurde am Dreikönigstag im Niedermair frenetisch bejubelt. Die weiteren Termine gibt es hier.
Zieher & Leeb improvisieren, Brisante Therapiesitzung mit Vogl und Walter
Anita Zieher und Magdalena Leeb verbinden auf ihre ganz spezielle Weise ihre Wurzeln aus dem Impro-Theater mit klassischem Kabarett. Ihr neues Programm "Die Zieher & Leeb Tagesshow" ist eigentlich nicht als solches zu bezeichnen, sondern präsentiert sich in typischer Impro-Manier als dynamisch-waberndes Bühnenstück, bei dem keine Vorstellung der anderen gleicht. Dabei orientieren sich die Künstlerinnen an aktuellen Schlagzeilen, improvisieren darüber, sorgen für unerwartete Wendungen, wilde und unglaubliche Spekulationen. Begleitet von Pianistin Katrin Weber spielt auch die Musik eine entscheidende Rolle bei Zieher & Leebs neuer Schlagzeilen-Interpratation unter dem Motto "Show statt Schaudern, Lieder statt Lethargie, Oberfläche statt Occupy". Premiere am 20.01.2015 in der Kulisse. Hier finden Sie weitere Termine.
Eine ganz andere, nicht unbrisante Form der Kleinkunst im Duo präsentieren Jürgen Vogl und Gerhard Walter. Im Sinne eines Gedankenexperiments konstruieren sie in ihrem ersten gemeinsamen Projekt ein Treffen zwischen Adolf Hitler und Sigmund Freud. Damit nicht genug, therapiert letzterer auch noch den berüchtigten Diktator. Basierend auf einer unwahren Begebenheit zeigen Vogl & Walter, wie es niemals hätte sein können. Ein mutiger Vorstoß in ein künstlerisch gefährliches Metier, der schon deshalb zu honorieren ist, weil es kaum ein heißeres Eisen gibt, das man kabarettistisch anfassen kann. Wir sind gespannt auf die Premiere von "Heil!Therapie" am 21.01.2015 im Kabarett Niedermair. Folgetermine hier.
Schüttelreim-Experten, Sucht und Genuss
Die noble und geheimnisvolle Loge vom Verein der Freunde des Schüttelreims meldet sich - nachdem es länger ruhig um sie geworden war - wieder zurück. Im Theater am Alsergrund präsentiert die Truppe um Simon Pichler, Ludwig Müller und Christoph Krall unter dem Titel "Die Nager-Schlacht des Schüttelreims" wieder ausgesuchte Preziosen aus diesem verkannten Genre der Dichtkunst. Nähere Details sind noch nicht bekannt, doch wer den Verein kennt, weiß, dass wieder mit allerlei Hochkarätern à la "Nur wenig nützt ein Heilbad, wenn man im Kopf ein Beil hat" zu rechnen ist. Premiere am 20.01.2015 im Theater am Alsergrund. Weitere Termine hier.
Michael Operschall, Schauspieler mit Burgtheater-Erfahrung, hat sich in seinem neuen Solo des heiklen Motivs "Sucht" angenommen. In "Das Phantom des Operschall" macht er die Abgründe des Alltags zum Thema. Als Protagonisten treten Laster, Krankheiten und schlechte Angewohnheiten jeder Art auf, die sich wie ein Phantom unter dem Deckmantel einer glücklichen Gesellschaft verbergen. Premiere und bisher einziger Termin ist am 19.01.2015 im Orpheum. Weitere Infos hier.
Gewissermaßen in entfernter thematischer Verwandtschaft dazu steht das neue Solo von Guggi Hofbauer. Das Programm der jungen Kabarettistin heißt "Schluss mit Genuss?! Na sicher nicht!". Darin zeigt sie, wie verschieden der Begriff gesehen werden kann und schlüpft in die Rollen diverser Figuren, die alle ihren eigenen Zugang zum Genuss haben. Mit dabei unter anderem: ein selbstverliebter Fitnesstrainer, eine kindliche End-40erin, eine esoterische Nachbarin und ein streitendes Paar. Die Premiere dieses genussvollen Abends mit allerlei verbalen und musikalischen Schmankerln gibt es am 17.01.2015 in Mike's Werkstatt in der Rasumovskygasse. Weitere Termine hier.