"ICH allein?": Düringer schließt den Kreis
Viele der hartgesottenen Fans waren verwundert, als Roland Düringer - früher bekannt als pointenschmetternder Hochenergie-Kabarettist - im Jahr 2010 sein "ICH Einleben" erstmals präsentierte. Nachdenklich, geerdet und gereift präsentierte er sich und bezeichnete seine neueste Arbeit als Vortrag und nicht als Kabarettprogramm. Mit tiefgründigen Betrachtungen über das Leben, die Zivilisation und die Zeit irritierte der "neue" Düringer zunächst Teile seiner Anhängerschaft. Doch spätestens mit dem zweiten Teil der Trilogie, "WIR - Ein Umstand" war klar, dass es ihm ernst war mit seinem neuen Zugang zur Kleinkunst - und zum eigenen Leben, das er ebenfalls verändert hat.
Heute verzichtet Roland Düringer weitgehend auf moderne "Errungenschaften" wie Handy, E-Mail oder Supermärkte. Auch von seinem einst legendären Fuhrpark hat er sich großteils getrennt, zu Auftritten ist er meist per Bahn unterwegs. In seinem Videoblog "Gültige Stimme" äußert sich Düringer zu den verschiedensten Themen, auch politischen, und polarisiert damit hin und wieder. Die Öffentlichkeit hat sich daran gewöhnt, Irritation ist großteils Respekt gewichen.
Nun präsentiert Düringer also den abschließenden dritten Teil seiner Vortragsreihe. In "ICH allein?" also schließt sich der Kreis, es kommt zum Schluss: Lösungen müssen gefunden werden und Entscheidungen getroffen - auch wenn sie unangenehm sind. Allemal besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Symptome treffen also endlich ihre Ursache und machen gemeinsame Sache. Behauptungen aus Vortrag zwei treffen auf Erkenntnisse aus Vortrag eins, und der moderne Mensch trifft den Neandertaler in uns. Allein wird Roland Düringer ganz sicher nicht sein, wenn am 14.10. im Orpheum die Premiere von "ICH allein?" in Szene geht. Alle weiteren Termine hier.
"Ausrasten!": Andrea Händler über Urlaub
Neues kommt auch von Düringers langjähriger künstlerischer Weggefährtin aus Schlabarett- und Muttertagen. Andrea Händler beschäftigt sich in ihrem neunten Solo mit den angeblich schönsten Wochen des Jahres - der Urlaubszeit. Auf der Rückreise aus der Türkei konfisziert der Zoll eine gefälschte Tasche, die sie gekauft hat. Eine langwierige Angelegenheit, aus diesem Schlamassel wieder rauszukommen. Genug Zeit also, um vergangene Urlaube Revue passieren zu lassen.
Händler nimmt das Publikum mit auf Trips durch ihren irrwitzigen Alltag und erinnert sich an jene Urlaube, die sie am liebsten verdrängt hätte. Dabei schreckt sie auch nicht vor großen, philosophischen Fragen zurück: Kann man Romantik bei einem Veranstalter buchen? Wieso funktioniert Kleinfaschismus auf Campingplätzen so gut? Warum gibt es im Flieger immer weniger "chicken" als "fish"? Und wo bleibt all die Zeit, die man sich durch das digitalisierte Leben erspart. Erster Abflugstermin mit Andrea Händler und "Ausrasten" ist am 13.10. in der Kulisse. Weitere Buchungsmöglichkeiten hier.
Die Grandseigneurs: Prokopetz und Stangl
Wie kaum ein anderer hat sich Joesi Prokopetz in den letzten Jahrzehnten um die österreichische Populärkultur verdient gemacht - sei es als Autor legendärer Austropop-Texte, als schrullige Kunstfigur Alfons Rädl oder eben als Kabarettist. Hoffentlich nicht wörtlich zu nehmen ist der Titel seines neuen Werks "Vorletzte Worte". Diese werden, weiß Prokopetz, üblicherweise nicht überliefert wie ihre oft viel berühmteren Nachfolger, die letzten nämlich. Grund genug, sie genauer zu betrachten. Dazu gibt es die gewohnt skurrilen Anekdoten und Geschichten, diesmal etwa über die Entfernung von Speiseresten aus Zahnersatz, das Leben als Pavian oder das Verlorensein in Baumärkten. Man darf also wieder mit allerlei Sternen aus dem Prokopetz'schen Universum rechnen. Premiere am 06.10. im Orpheum, zugleich mit der Präsentation des Buches zum Programm. Weitere Termine hier.
"In Mama ist es doch am schönsten" heißt die neue Arbeit eines weiteren Szene-Großmeisters. I Stangl, langjähriger Leiter des Kabarett Niedermair bekennt im Pressetext, dass dieser Titel eher eine Notlösung ist. "Sitz dich schlank!" kam nicht in Frage, da es sich nicht um ein Fitnesskabarett handelt. "Wer glücklich stirbt, ist trotzdem tot!" war dann doch zu existenziell. Und "Zeichnen mit Mohammed" hätte er nicht lange spielen können. Deshalb also nun dieser Titel. Warum? Weil er an eine geile Zeit erinnert, mit Nonstop-Catering, ohne Wecker, Arbeit und Steuererklärung. Und worum geht es: Um das Große, das Ganze, das Gestern, Heute und Morgen. Mit einem Wort um alles. Premiere am 24.10. in der Kulisse. Folgetermine hier.
4x Musikkabarett
Immer größerer Beliebtheit erfreut sich der Sektor des Musikkabaretts. Im Oktober laufen ganze vier neue Programme dieser Sparte an, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Mit der größten Spannung erwartet wird wohl das dritte Solo von Christof Spörk. Der ehemalige Global Kryner-Frontman und Vollblutmusiker ist neuerdings Inhaber des renommierten Salzburger Stiers und gilt als einer der weisesten politischen Kabarettisten des Landes. "Ebenholz" heißt das Programm in Alehnung an das Material, aus dem seine geliebte Klarinette, gefertigt ist. Unterstützt von Quetschn und Klavier begibt sich Spörk auf die Suche nach den Kann- und Sollbruchstellen seiner sorgfältig geschnitzten Weltanschauungen, stößt dabei auf gewitzte Verwerfungen und gefährliche Vorurteile. Aber Obacht! Spörk liebt Vorurteile. Warum, das erfahren wir ab 01.10. im Grazer Theatercafé, am 11.10. im Kleinen Theater Salzburg und am 16.10. bei der Wien-Premiere im Niedermair. Hier alle Termine.
Schon seit Mitte der Neunzigerjahre im musikkabarettistischen Geschäft tätig sind Christoph & Lollo, am bekanntesten immer noch durch ihre sagenumwobenen Skispringerlieder. Nun gibt es aber auch wieder ein neues Album mitsamt dazugehörigem Bühnenprogramm. "Das ist Rock'n'Roll" heißt das Werk und bietet neue Miniaturreportagen, die mit Witz und Liebe zum Detail diverse Nägel auf den Kopf treffen. Immer nah am Zeitgeschehen, werden die beiden Herren ihr Programm vermutlich wieder mit bösem Witz, beißender Kritik und natürlich Rock'n'Roll würzen. Premiere und CD-Präsentation am 07.10. im Stadtsaal. Weitere Termine hier.
"Zongo - Liebe ist doch analog" nennt sich das neue Programm des jungen Musikkabarett-Duos Gerafi, bestehend aus Gerald Dell'mour und Rafael Wagner. Die zwei gehören zum Stammpersonal der beim jungen Wiener Publikum äußerst beliebten "Gemischten Platte" und sorgen mit ihren skurril-abgedrehten Liedern regelmäßig für begeisterte Verwunderung. In ihrem neuen abendfüllenden Streich zeichen sie das düstere Bild einer absurd-technisierten Zukunft. Der Journalist Frank Future erhält dabei Antworten auf Fragen, die er nie gestellt hat: Muss Zukunft erst passieren, bevor wir sie kommen sehen? Ist Liebe die Lösung oder bloß ein Konstrukt der Medien? Soll Zongo wirklich verpflichtendes Recht für alle bleiben? Außerdem macht das Publikum Bekanntschaft mit rappenden Kleinkindern, dem ultimativen Liebeslied und singenden Zahnbürsten. Neugierig geworden? Dann kommen Sie zur Premiere am 21.10. ins Theater am Alsergrund oder zu einem dieser Termine. Dann erfahren Sie auch sicher, was Zongo eigentlich bedeutet.
Das vierte neue musikalische Programm kommt von den Kernölamazonen. Die haben eine Band um sich geschart, und das breite Repertoire der Populärkultur durch ihre Amazonenköpfe gequetscht. In "HEPPI-PEPPI - Das Konzert" bringen sie schräge Neuinterpretationen bekannter Songs quer durch alle Genres. Vom Disco-Fieber der 80er über den Swing der 20er bis zu Funk, Soul und Rock'n'Roll spannen sie einen bunten Bogen. Zur Stärkung der Lachmuskeln plaudern sie zwischendurch aus dem Nähkästchen. Premiere am 20.10. im Orpheum, Folgetermine hier.
Neues von Haider, Hofbauer, Hermes
Heinz Hofbauer, bekannt auch als Klaus Eckels Außenreporter in der ORF-Comedy "Eckel mit Kanten", legt mit "Flucht vor'm Leben" ein möglicherweise düsteres Werk vor: "Welchen Platz im Leben haben wir uns erträumt - und welchen Platz hat uns das Leben beschert?", fragt er. Wer hat schon als Kind Berufswünsche wie SachbearbeiterIn, PersonalistIn oder Klofrau geäußert? Und doch sind es manche geworden. Heinz Hofbauer wollte ursprünglich Feuerwehrmann werden, später ist er auf Superheld umgeschwenkt. Und welche Partnerin er sich erst erträumt hat! Heute klickt er sich verzweifelt durch diverse Partnerbörsen, die Datenbanken der Sitzengelassenen. Ein Programm wie eine Tablette gegen Tablettensucht. Premiere am 23.10. im Theater am Alsergrund. Folgetermine hier.
Der einzige Religionslehrer unter den Kabarettisten setzt in seinem neuen Programm auf den bewährten Wahlspruch "Sex sells" - und zwar in zweierlei Hinsicht. Denn auch seine Zweittätigkeit an der Schule ist der ständigen Gefahr des Publikumsverlustes ausgesetzt. Schließlich kann man sich ja abmelden vom Reli-Unterricht. Deshalb postuliert Stefan Haider: Schule ist sexy, und Religion auch. Jesus ist nach 2000 Jahren immer noch ein Stilikone: viele Haare, wenig Kleidung, schicke Sandalen. Und dann erst die Botschaft! Alle lieb haben und am Ende geht alles gut aus. Erstmals spielt Haider sein "Sexy Jesus" am 02.10. im Kabarett Niedermair. Alle weiteren Termine finden Sie hier.
7 lange Jahre hat sich Hermes seinem Projekt "Die unteren Zehntausend" gewidmet, hat unzählige skurrile Veranstaltungen und ÖsterreicherInnen besucht und jede Menge Schrulliges und Absurdes erlebt. Da sich im Lauf der Zeit weit mehr Material angesammelt hat, als in den kurzen TV-Beiträgen in "Willkommen Österreich" zu sehen war, hält er nun noch einmal detailliert Rückschau. Er bringt die Sehnsüchte der Briefmarkensammler, das Seele Bügeln der Esoteriker, das kleinste und rauschigste Mesch-ärgere-dich-nicht-Turnier Österreichs und vieles mehr abendfüllend auf die Bühne. Premiere am 31.10. im Niedermair. Weitere Termine hier.
Feine Gastspiele aus der Nachbarschaft
Abgerundet werden die Highlights des Oktobers von einigen hochkarätigen Gästen aus den Nachbarländern. Bereits zu Beginn des Monats geht Vince Ebert mit seiner einzigartigen Mischung aus Wissenschaft und Kabarett der "EVOLUTION" auf den Grund (Termine hier). Ab 14.10. präsentiert das gefeierte und vielfach ausgezeichnete Schweizer Komik- und Artistikduo Ursus und Nadeschkin sein neues Programm "SECHSMINUTEN" in Wien, Linz und Salzburg (Termine). Und am 09.10. und 10.10. besucht der bayerische Kultkabarettist Helmut Schleich mal wieder das Niedermair, um sein neues Programm "Ehrlich!" dem österreichischen Publikum vorzustellen. Man darf sich wie immer auf spitzzüngige politische Satire vom Feinsten freuen. Hier alle weiteren Infos und Termine.