Puntigam und das Plakat
Martin Puntigam, seines Zeichens Begründer der "Science Busters" und langgedienter Solokabarettist, hat es schon Wochen vor der Premiere seines neuen Programms "Supererde" (12. 11. im Wiener Stadtsaal) in die Schlagzeilen geschafft. Der Grund dafür war das Plakatsujet des neuen Werkes, das Puntigam vor einer mit den angedeuteten Worten "F**ck die Polizei" bekritzelten Wand zeigt. Der Künstler selbst präsentiert sich mit entblößtem Gesäß, in dem eine Rakete steckt. Der mediale Aufschrei ließ naturgemäß nicht lange auf sich warten, noch verstärkt durch die Weigerung zweier Universitäten, das Plakat ohne Retusche zu affichieren.
Der PR-Coup ist also gelungen. Was wird aber das Programm bieten? Puntigam zeichnet das Szenario einer neu begründeten Erde, quasi ein Reset unseres Planeten. Einmal noch von Null anfangen auf einer jungfräulichen Erde, die man noch fair gestalten kann, ohne Kollektivschuld. Und wer zuerst kommt, malt zuerst. Kann sein, dass man wieder Einheimische ausrotten muss, aber dafür gibt es ja ein Manual. Supererde! Endlich Gerechtigkeit. Endlich alles richtig machen können. Endlich glücklich sein, aber gleichzeitig auch reich und gesund. Supererde! Direkt vom Bauträger, nur wenige Lichtjahre entfernt, Erstbezug. Wenn auch Sie sich auf "Supererde" zumindest vorübergehend niederlassen möchten, besuchen Sie eine dieser Vorstellungen.
maschek sagen "Bye-bye, Österreich"
Die kürzlich geschlagene Nationalratswahl und ihre Akteure bieten wieder reichlich Stoff für die Stimmkünstler von maschek. In einer neuen Epsiode ihres legendären Puppentheaters leihen die drei Herren wieder den liebevoll von Gerhard Haderer gestalteten Politikerpuppen ihre Stimmen. "Bye-bye, Österreich" heißt das neue Programm und es präsentiert die politischen Eliten des Landes im Schockzustand: Nach der desaströsen Wahl, die Stronach und die NEOS ins Parlament gespült hat, kann es für die etablierten Regierungsmitglieder nur einen Weg geben, und der führt weg aus Österreich. Also verlässt man das Land, nur um auf einem öden Eiland im Eismeer notlanden zu müssen. Und dort nimmt das Unheil erst recht seinen Lauf... Mit dabei beim neuen maschek-Puppenspiel sind: Werner Faymann, Michael Spindelegger, H.C. Strache, Frank Stronach, Eva Glawischnig, Fiona Swarovski, Michael Häupl, Erwin Pröll, Maria Fekter, Adolf Hitler, Karl-Heinz Grasser, Niki Lauda und viele andere. Die Premiere geht am 21. 11. im Wiener Rabenhof in Szene. Folgetermine hier.
Im Alsergrund wird wieder genagelt
Einer der prestigeträchtigsten Kabarettpreise wird alljährlich im November im Theater am Alsergrund vergeben. Heuer ist von 12. bis 16. 11. "Nagelwoche". Wie immer steht der erste Abend im Zeichen der Neulinge. Vier Acts mit erst sehr wenig Bühnenerfahrung duellieren sich zum Auftakt: Peter Gahleitner, Adrienne Szente-Veres, Florian Narratio sowie das Duo Ute & Tatiana. Noch am selben Abend bestimmt die Fachjury, wer von diesen Newcomern den Neulingsnagel erhält und damit die Nachfolge von Vorjahressieger Robert Putz antritt.
Von Mittwoch bis Freitag geht es dann weiter mit den Vorrunden des Hauptbewerbes. Hier treten Künstler an, die bereits etwas etablierter sind. Mit dabei sind einige bekannte Figuren der jungen Szene, etwa Clemens Maria Schreiner, Michael Eibensteiner, 2gewinnt oder Robert Putz, der das höchst seltene Double aus Neulingsnagel und Hauptpreis anstrebt. Wie so oft hat es auch einige Gäste aus Deutschland nach Wien verschlagen, sodass ein breites Spektrum an ganz unterschiedlichen humoristischen Ansätzen zu erwarten ist. Die vier besten aus den Vorrunden dürfen dann am Samstag, den 16. 11. noch ein Mal beim Finale spielen, in dem sich endgültig entscheidet, wer den Goldenen Kleinkunstnagel 2013 mit nach Hause nehmen darf. Hier finden Sie die Programm- und Terminübersicht.
Besuch aus Deutschland und Holland
Mit Sven Ratzke und dem Duo Ehnert vs. Ehnert kommt es gegen Ende des Monats zu den Österreich-Premieren zweier hochinteressanter Acts aus dem nahen Ausland. Ratzke in wenigen Worten zu beschreiben fällt schwer. So überbieten sich auch die Zeitungen gegenseitig mit den wildesten Attributen, die sie dem deutsch-niederländischen Entertainer zuschreiben: Als "Homme Fatale", bezeichnet ihn etwa die holländische De Gelderlander; "erotisch, komisch und unglaublich musikalisch" schreibt Onstage, und sogar die legendäre New Yorker Online-Zeitung Huffington Post sieht Ratzke als "cleveren, über-energetischen Star". Der Künstler selbst sagt, jede seiner Shows sei ein One Night-Stand mit dem Publikum.
Man darf also gespannt sein, wenn Sven Ratzke mit seinem Programm "NachtSpiele" am 27. 11. (Posthof Linz) und am 29. 11. (Stadtsaal Wien) erstmals in Österreich Station macht. Darin spielt er mit den zwielichtigen Dämmerregionen zwischen kosmopolitischem Anspruch und abgeblättertem Milieu der europäischen Metropolen Amsterdam und Berlin - deutscher Chrame paart sich mit holländischem Mundwerk. Das Spektrum seiner glühenden Songs reicht von Coverversionen (Almodóvar über Falco bis zu Patti Smith) hin zu eigenen Songs, darunter ein Liebesduett zwischen Merkel und Sarkozy oder der "Berliner Charité Blues". Am Klavier begleitet vom jungen Jazzpianisten Charly Zastrau, wird Ratzke mit seinen Liedern und Stories für einen unvergesslichen Abend sorgen. Ganz schwere Empfehlung. Termine und Info hier.
Einen Tag nach Sven Ratzke kommt es im Stadtsaal gleich zur nächsten Österreich-Premiere. "Küss langsam" heißt das Programm von Jennifer und Michael Ehnert, die als Duo passenderweise unter dem Label Ehnert vs. Ehnert agieren. Die beiden geben ein zerstrittenes Schauspielerehepaar, das sich einst bei den Dreharbeiten zu einer TV-Serie kennengelernt hatte. So wie es nie zu einer Ausstrahlung der Sendung kam, haben auch die beiden Ehnerts nie den Weg in einen funktionierenden Beziehungsalltag gefunden. Und so lassen sie, am Standesamt auf ihre Scheidung wartend, noch einmal ihre gemeinsame Zeit Revue passieren. Das Publikum darf dabei sein und wird Zeuge einer atemberaubenden und hochkomischen Tour de Force durch die Frauen- und Männerbilder unserer Zeit. Das rasante Beziehungsprogramm ist am 30. 11. im Wiener Stadtsaal zu sehen, im Frühjahr gibt es auch einige Termine in den Bundesländern.