30 Jahre Niedermair
Die Nachwuchsschmiede schlechthin der Wiener Kleinkunst feiert im September ein rundes Jubiläum. Seit 30 Jahren steht das Haus in der Lenaugasse für niveauvolles Kabarett und verschreibt sich konsequent der Förderung junger Talente. Lang ist die Liste an Künstlern, die im Niedermair ihre ersten Schritte gemacht haben und heute zu den Größen der Szene gehören. Mit Josef Hader, Thomas Maurer, Mike Supancic, Klaus Eckel und Thomas Stipsits seien hier stellvertretend nur einige genannt, deren Laufbahn hier begonnen hat. Dass viele davon auch heute noch regelmäßig zurückkehren, obwohl sie weit größere Säle füllen können, macht deutlich wie sehr das Niedermair innerhalb der Branche geschätzt wird.
Dieser Wertschätzung ist es wohl auch zu verdanken, dass die Leitung des Hauses für die achttägigen Feierlichkeiten eine Reihe ganz spezieller Abende mit eindrucksvoller Beteiligung programmieren konnte. Den Anfang der Festwoche markiert am 22. September eine One-Time-Reunion des legendären Duos Steinböck & Rudle. Ähnlich nostalgisch geht es tags darauf weiter: Alfred Dorfer und Roland Düringer schlüpfen mal wieder in ihre Beamtenrollen als Weber und Breitfuß und gestalten einen Abend im Zeichen der Kultserie "MA 2412". Josef Hader teilt sich dann am 24. 9. erstmals die Bühne mit seinem jungen Kollegen Hosea Ratschiller, ehe es am nächsten Abend steirisch wird: Mit "Helfried" Christian Hölbling, Leo Lukas, Simon Pichler, Paul Pizzera, Martin Puntigam, Clemens Maria Schreiner und Christof Spörk gibt sich die gesamte Kleinkunstelite der grünen Mark ein Stelldichein.
Am Donnerstag (26. 9.) blicken I Stangl, Karl Ferdinand Kratzl und Thomas Maurer zurück auf die Anfänge des Hauses, am Freitag spielen Stamm- und Nachwuchskünstler einen bunten "Best of Niedermair"-Abend. Der Samstag gehört wieder zwei Duos, nämlich SchöllerBacher und WalterSeidl. Am Sonntag, 30. 9. findet die Feierwoche ihren Ausklang mit den Herren Eckel, Hopf, Kosch und Stipsits, die ihrer Zusammenarbeit im Rahmen der "Langen Nacht des Kabaretts 2003" neues Leben einhauchen. Die Programmübersicht des Kabarett Niedermair mit allen Jubiläumsterminen finden Sie hier.
CasaNova: Neue Bühne in der Innenstadt
Eine Adresse, die sich Kabarettfans unbedingt notieren sollten, ist die Dorotheergasse 6-8 im ersten Bezirk. Dort nämlich eröffnet mit dem CasaNova eine Bühne, an der wohl in Zukunft kein Weg vorbei führen wird. Um dem Ruf des geschichtsträchtigen Hauses (u. a. spielten hier Farkas/Waldbrunn, aber auch die berühmte Tänzerin Josephine Baker) weiterhin gerecht zu werden, setzt man sich ambitionierte Ziele: 220 Sitzplätze bietet das Theater, dazu eine 24 Meter (!) lange Bar, an der man die Kabarettabende entspannt zur Jazzmusik einer eigenen Hausband ausklingen lassen kann. Der Anspruch, Kleinkunst in einem exklusiven Rahmen zu bieten, spiegelt sich jedoch auch in den Eintrittspreisen wieder, die zu Wiens höchsten gehören.
Ob das Preisniveau gerechtfertigt ist, darüber kann man diskutieren. Unbestritten ist, dass das Team um Leiter Harry Diem ein aufsehenerregendes Herbstprogramm zusammengestellt hat, das teils neue Wege einschlägt: Die Spielserie "Doppelpack" etwa präsentiert zwei Künstler pro Abend, die zuerst hintereinander und als Zugabe vielleicht auch miteinander auftreten. Davon abgesehen gibt es im CasaNova natürlich auch das klassische Solokabarett-Format, und in dieser Sparte konnte man einen besonders dicken Fisch an Land ziehen: Kein geringerer als Viktor Gernot wird sein neues Programm in Wien vorerst exklusiv in der Dorotheergasse spielen (Details siehe weiter unten). Auch die weitere Programmierung kann sich sehen lassen: Künstler wie Herbert Steinböck, Heilbutt & Rosen, Weinzettl & Rudle oder Christoph Fälbl werden vermutlich für volle Ränge sorgen. Damit der Nachwuchs nicht zu kurz kommt, hat man sich ein weiteres Novum einfallen lassen: Die Soloabende werden von einem 15-minütigen Vorprogramm eingeleitet, in dem sich junge Kabarettisten vor einem großen Publikum bewähren können. All das und noch mehr ab 6. September im CasaNova. Hier geht's zum Spielplan.
Premieren: Gernot, Eckel, Roubinek, Hauptmann, Burger
Puncto Premieren bietet der erste Monat der Herbstsaison gleich einige Höhepunkte. Besonders aufsehenerregend ist die Rückkehr der Entertainer-Ikone Viktor Gernot auf die Kabarettbühne. Nach einer längeren Pause feiert Gernot sein 25-jähriges Bühnenjubiläum mit einem neuen Solo: "Im Glashaus" stellt zwei Binsenweisheiten unserer Welt zur Debatte: Erstens, Kommunikation findet stets beim Empfänger statt und zweitens, mit nur einem Stein kann man ganz schön viel Glas zerdeppern. Daraus folgt die Erkenntnis, dass kleine Ursachen oft große Wirkungen erzielen können. Legt man aber diese Angst vor den eigenen Wort- und Steinwürfen erstmal ab, so kann man voller Genuss in einem bunten Scherbenhaufen aus Gefühlen, Glas, gekränktem Stolz und verletzten Eitelkeiten wühlen. Und genau diesen Weg will der Kabarettist beschreiten, um bedeutende Fragen zu klären, wie z. B.: Warum braucht ein Land wie Österreich neun Bundesländer? Warum ist es ok, Musik und Filme im Netz zu stehlen, nicht aber ein Semmerl beim Bäcker um die Ecke? Warum können die größten Rassisten Ethno-Pop cool finden? Und warum macht Political Incorrectness so viel mehr Spaß als Gutmenschentum? Die Antworten dazu gibt es ab dem 25. 9. im CasaNova Wien (Vorpremieren schon früher). Alle Termine finden Sie nur einen Steinwurf entfernt, nämlich hier.
Ganz dem Staunen und Wundern widmet sich Klaus Eckel in seinem neuen Solo (Premiere 23. 9., Stadtsaal), das konsequenterweise den Titel "Weltwundern" trägt. Eckel meint, es wird Zeit das Gehirn auf den Kopf zu stellen und denkt Gedanken, die ungeduldig darauf warten, gedacht zu werden: Was wäre etwa, wenn: ...negative Gedanken dick machen würden? ...der Neandertaler vor der Keule das ipad erfunden hätte? ...man sich im Internet ein neues Gewissen kaufen könnte? ...die Idioten aller Länder ein eigenes Land gründen müssten? ...beim Pyramidenbau eine Gewerkschaft mitgesprochen hätte? ...der Sensenmann völlig unerwartet den Löffel abgibt? Wer sich gemeinsam mit Klaus Eckel über die Welt wundern möchte, kann dies an diesen Terminen tun.
Ein besonders hehres Ziel hat sich Rudi Roubinek gesetzt: Er will "Die ganze Geschichte in 90 Minuten!" erzählen. Gemeint ist damit keine geringere Geschichte als jene der Welt. Sollte sich das nicht ausgehen, hat er dem Programm sicherheitshalber den Untertitel "Teil 1" gegeben. Roubinek, durch seine Rolle als des Kaisers Diener Seyffenstein historisch wohl durchaus beschlagen, stellt die These auf, dass sich einige wenige Grundfragen durch die Jahrhunderttausende ziehen, also quasi universellen zetlichen Bestand haben. Die da wären: Waren die Politiker im Altertum auch schon Koffer? Waren die Christen im Mittelalter nicht schlimmer als die Isalmisten heute? Was wären wir ohne Staubsauger? Warum verdienen wir immer zu wenig? Was war vor dem Urknall? Und gab es je eine gerechte Gesllschaft? Roubineks Reise durch die Zeit beginnt am 30. 9. im Wiener Orpheum. Alle Folgetermine finden Sie hier.
Das immer populärer werdende Genre des Schul- bzw. Lehrerkabarett erhält mit dem Programm "Teach me if you can" seinen neuesten Vertreter. Darin präsentieren die Volksschullehrerin Markus Hauptmann und ihr Schüler Georg Huber Geschichten aus der Welt der Lehrer. Dass diese Berufsgruppe ein ganz eigener Schlag ist, das ist bekannt. Muss sie auch sein, um Samantha (Semempfaa), Justin (Tschaastin), Jean-Luc (Tschaun Lüük) und Ferdinand (Feaadl) bei Laune zu halten. Oder deren Eltern. Oder die Kollegen. Oder die Zeitungen. Also eigentlich eh alle. Interessant wird es auch, wenn sich der Beruf tief ins Privatleben zieht, denn welcher Partner hört nach dem Sex nicht gerne einen Satz wie: "Du hast dich sehr bemüht, aber das kannst du besser?" Alle, die also wissen möchten wie die Lehrer ihrer Jugend bzw. ihrer Kinder so ticken, sollten sich am 23. 9. zur Premiere in der Kulisse einfinden. Oder zu einem dieser Termine.
Neues gibt es auch von Josef Burger. Sein bereits siebentes Soloprogramm trägt heißt "LIVE". Burger, bekannt aus der ORF-Show "Die große Comedy-Chance", zeigt sich darin am Scheideweg des Lebens: Seine Frau auf Identitätssuche, der Sohn in der Pubertät und Burger selbst mitten in der Midlife-Crisis. Tapfer marschiert er weiter den Pfad des Lebens, am Rücken ein Rucksack voll schwerer Vergangenheit. Den Blick naiv positiv nach vorne gerichtet und tief drinnen an das große Glück glaubend nimmt er das Publikum mit auf seine Reise. Hoher Selbstfindungsfaktor! Am 10. 9. gibt es die Premiere in der Kulisse. Weitere Termine hier.
Kabarett und Magie
Für eine Reihe spezieller Abende haben sich die Kabarettisten Martin Kosch und Ludwig Müller mit dem Magier Philipp Ganglberger verbündet. Unter dem Namen Drei für eine Nacht präsentieren sie ab dem 17. 9. im Stadttheater Walfischgasse das Programm "Zauber sog I!". Die Kombination aus dem rasanten Wuchtelkönig Kosch, dem wortakrobatischen Schüttelreimer Müller und dem charmanten Zauberer Ganglberger verspricht einen abwechslungsreichen Abend, an dem jeder einzelne sein "Best Of" gibt und miteinander Neues, noch nie Dagewesenes entsteht. Bei dieser Crossover-Show trifft Humor Magie, Wort trifft Schüttelreim, Orakel trifft Doppelconference, Gedankenlesen trifft schwarzen Humor. Und hier treffen Sie auf alle Termine.
Velden wieder im Zeichen der Kleinkunst
Das Casino bringt ja bekanntlich nicht allen seinen Gästen Glück. Als großes Glück aber darf man es bezeichnen, dass in der Spielbank zu Velden heuer schon zum fünften Mal das Humorfestival stattfindet. Auch für diese Ausgabe hat Intendant Christian Hölbling wieder ein erlesenes Programm quer durch diverse Spielarten des Humors zusammengestellt. Für die Besucher gibt es von 19. - 22. September spannende Acts aus dem In- und Ausland zu entdecken. Zum einen spielen mit Christof Spörk, Ludwig Müller und Zieher & Leeb drei österreichische Vertreter der Szene abseits des Mainstreams ihre aktuellen Arbeiten. Zum anderen gehört es traditionell zu den Stärken des Humorfestivals, über den Tellerrand zu blicken.
Dieser Blick fiel heuer etwa nach Amerika zu Tom Murphy, "begnadeter Akrobat, hinreißend komischer Clown und Entertainer von Gottes Gnaden" (Frankfurter Rundschau). Er präsentiert am 20. 9. die Österreich-Premiere seiner gefeierten Show "Laugh till you die..." Aus Deutschland kommt das Varieté-Duo ExtraArt, das mit fesselnder Bühnenpräsenz, ausgefeilter Mimik und Gestik, atemberaubender Jonglage, kraftstrotzender Artistik und sprühender Komik begeistern wird (19. 9.). Die armenisch-italienischen Jashgawronsky Brothers (21. 9.) hingegen gehören zu den Pionieren der Musik aus Recycling-Gegenständen. Als Instrumente kommen dabei Besen, Trichter, Dosen, Löffel und Rohre zum Einsatz. Diese und einige weitere Highlights erwarten Sie beim Internationalen Hunorfestival Velden von 19. -22. September. Alle Infos und Tickets gibt es hier: www.humorfestival-velden.at