Richard Metfan: vom Vorprogramm zum Hauptact

Mit seinem Programm "Ab 18, ein Sex & Drugs & Rock'n'Roll Kabarett" erobert der auf angenehme Weise unangepasste Wiener die Herzen seiner Fans im Sturm. Auch im Gespräch mit KABARETT.at nimmt sich Richard 'Richie' Metfan kein Blatt vor den Mund.

 

In Anlehnung an deinen Pressetext: wie ist Richard Metfan auf die Idee gekommen ein Kabarettprogramm zu schreiben und sich damit auf die Bühne zu stellen?

Es hat sich einfach so ergeben. Ich habe schon als Jugendlicher sehr viel gelesen und auch Kurzgeschichten geschrieben. Auch muss ich beim Zubettbringen meiner Kinder oft improvisieren und Geschichten erfinden und Stimmen nachmachen. Eines Tages habe ich mich hingesetzt und einfach ein paar Anekdoten aufgeschrieben und es ist einfach mehr und mehr geworden. Als ich das Ganze ausgedruckt habe, hatte ich plötzlich 40 dicht beschriebene A4 Seiten. Und da ich mich ja noch nie was gesch…. habe, habe ich einfach ein Kabarettprogramm daraus gemacht und Leute zu einer "Quasi-Premiere" eingeladen. Hätte das nicht funktioniert, hätte ich sofort aufgehört. Die Leute haben aber gelacht und geklatscht und ich bekam sehr gutes Feedback. Also machte ich weiter.

Da sich Teile meines Programms auch mit Musik beschäftigen, fragte ein Freund von mir an, ob ich mir vorstellen könnte, im Vorprogramm seiner Rock/Hard-Rock-Cover Band zu spielen. Quasi als Vorgruppe. Als Nachwuchskabarettist nimmst natürlich jede Chance wahr, aufzutreten - ich probierte es aus und es funktionierte!

Seit damals spiele ich ein normales Programm (ca. zwei Stunden) und auch Teile des Programms vor Rock- und Metal Bands und auch auf kleinen Festivals (10 – 30 Minuten).

Dein Programm trägt den vielversprechenden Namen "Ab 18, ein Sex & Drugs & Rock'n'Roll Kabarett " - muss man die Jugend vor dir schützen?

Anfangs hiess das Programm nur „ab 18“, da ich einige sehr deftige Kraftausdrücke benutzte. Ich habe mir aber ein Video von der Premiere angesehen und war entsetzt: Es war mir einfach zu ordinär – man muss nicht in allen paar Sätzen „Oa…“ oä. verwenden. Man kann diese Krauftausdrücke auch nett umschreiben. Der Zusatz "Sex & Drugs & Rock n Roll Kabarett" kam erst später dazu, als ich Teile des Programmes im Vorprogramm von Rock- oder Metal-Bands spielte.

Im Oktober reist du nach Berlin zum Quatsch Comedy Club - wie kam es dazu?

Ich lese seit vielen, vielen Jahren diverse Musikzeitschriften und lese mir sehr gerne Interviews durch, wo Bands darüber berichten, dass man es als Nachwuchsband sehr, sehr schwer hat. Ich konnte konnte das nicht glauben und wurde eines Besseren belehrt.

Da setzt man sich hin und schreibt nette E-Mails an viele, viele Veranstalter in Österreich und was ist die Reaktion? Von ca. 100 Mails bekommst du höchstens fünf Antworten, davon sind vier Absagen - so nach dem Motto „Wir haben schon soooooo oft Nachwuchstalente gefördert und haben nur draufgezahlt“ und eine Mail ist immer dabei, wo Dir irgendjemand sagt, wie man es besser machen könnte. Ich schreibe dann immer zurück „Gott sei Dank gibt es in Österreich so viele Fachexperten – ist wahrscheinlich auch der Grund, dass wir in Österreich so viele weltbekannte Kabarettisten und Bands haben.“

Nach Deutschland schreibst du 10 Mails und bekommst neun Antworten, wobei Dir wenigstens das Gefühl gegeben wird, ernst genommen zu werden. Dasselbe war beim Quatsch Comedy Club. Ich schrieb einfach ein nettes Mail und bekam ein nettes Mail zurück. Jetzt darf ich bei der Talenteschmiede des QCC auftreten und falls ich es schaffe, noch zwei Mal danach eingeladen zu werden, dann darf ich im Fernsehen auftreten!

Wie man auf deiner Facebookseite lesen kann spekulierst du derzeit mit einer Teilnahme am neuen ORF Format "Die große Comedy Chance"?

Ich bin es ehrlich gesagt leid, dauern diverse Absagen zu bekommen mit „noch zu unbekannt, wir sind bis 2021 ausgebucht, bla bla bla“. Mir ist es NIE um Berühmtheit und Reichtum gegangen. Ich spiele mein Programm irrsinnig gerne und wenn ich da Leute sitzen sehe, die mich böse ansehen und die Arme verschränkt haben, da sie scheinbar gezwungen wurden auf diese Veranstaltung mitzugehen – wenn ich es schaffe, dass diese Leute auch lachen DANN gibt mir das irrsinnig viel. Und die Hauptaussage des Programms hat ja nichts mit Musik zu tun – ich will auch die Leute zum Nachdenken bewegen und wenn danach nur zwei Leute rausgehen und ihre Kinder und die Erziehung derselbigen mit anderen Augen sehen, DANN habe ich es geschafft!

Ich verstehe, die Veranstalter schon: ich bin halt noch relativ unbekannt und es ist immer ein Risiko Jungkabarettisten zu buchen. Aber irgendwer muss doch dem Nachwuchs eine Chance geben.

Ich würde gerne „Die grosse Comedy Chance“ dazu benutzen, ein wenig bekannter zu werden, habe aber schon im Vorhinein mit mir selber ausgemacht, dass ich mich sicher nicht verbiegen lasse. Ich weiss, das sagen viele... aber sobald ich in meiner Villa im Whirlpool sitze, scheisse ich eh auf eure Meinung….

Es wäre auch kontraproduktiv – da ziehe ich im Programm über Ö3 und Formatradio her und dann werde ich zum Liebkind vom ORF….

Woher beziehst du die Ideen für dein Programm? Oder anders gefragt: Wer oder was inspiriert dich?

Mein Programm besteht zu ca. 70% aus Dingen, die in meinem Leben passiert sind. Einige Sachen sind einfach übertrieben, damit es lustiger ist, einige Sachen sind einfach dazu erfunden. Ich lese sehr viel und war ja auch jahrelang in der Medien- bzw. Musik und Kabarettbranche tätig. Sei es als PR- und Booking Consultant, sei es als Security oder Tourbetreuer oder auch als Merchandiser. Da nimmt man einige Dinge mit.

Du bist Österreichs erster (und nach unseren oberflächlichen Recherchen einziger) Heavy Metal Kabarettist. Dein deutsches Pendant Bülent Ceylan hat in seiner Fernsehshow kürzlich mit KORN auf der Bühne gejammt. Wie sehen denn deine Zukunftsträume aus?

Seitdem ich selber Kabarett spiele, sehe ich mir keine anderen Kabarettisten an und ich schwöre, dass ich Bülent Ceylan noch nie gesehen habe. Weder Ausschnitte noch sonstwas. Ich weiss aber, dass er Metallica-Fan ist, genauso wie ich. Leider bin ich total unmusikalisch und könnte mit niemanden jammen.

Einen Traum habe ich aber: Ich benutze ja dasselbe Intro wie Metallica. Es wäre super, wenn ich mal vor denen spielen dürfte. So vor 60.000 Leuten, die beim Intro auszucken und dann komme ich auf die Bühne... Da kann man eigentlich nur verlieren, oder? :-)

Das mit dem Heavy-Metal-Kabarettisten ist so eine Sache. Es stimmt – ich bin wahrscheinlich der einzige Kabarettist in Österreich, der auch vor Rock- oder Metal-Bands auftritt und ich höre auch privat viel Rock und Metal, aber ich bin mir sicher, dass mein drittes Programm nicht mehr viel mit Musik zu tun haben wird. Mein zweites wird voraussichtlich NUR von Musik handeln. Aber ich höre nicht nur Metal. Wenn Du meinen Ipod durchstöberst findest Du Sachen von A-ha bis Kosheen bis Massive Attack oder viele andere Sachen, die nichts mit Heavy Metal zu tun haben.

 

 

 

Die nächsten Termine von Richard Metfan:

12.09.2012: Schmähstadl Open Stage, Wien
14.09.2012: Sublime, Aflenz
05.10.2012: Quatsch Comedy Club, Berlin
07.10.2012: (TBA, Berlin)
11.11.2012: Meierei im Prater, Wien
02.02.2013: Cafe dEZENTRAL, Wien
30.03.2012: Wurmfestival, OÖ

 

Interview vom 29.08.2012, 10:58 Uhr · adl
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