"Schwammerl": Der morbide Humor des Bernhard Wagner

Der große Abräumer beim diesjährigen Grazer Kleinkunstvogel war der junge Mühlviertler Bernhard Wagner. Nun hat er sein erstes Soloprogramm fertig und präsentiert es von 14. bis 16. 11. im Grazer Theatercafé. kabarett.at hat mit dem vielseitigen Künstler gesprochen.

Es war schnell klar, dass hier einer am Werk ist, dem das Abgründige, Düstere und Morbide unserer Welt ein wichtiges Anliegen ist, als Bernhard Wagner vor Kurzem in Wien erstmals sein Soloprogramm "Schwammerl" spielte. Fleischfressende Rehe, ein menschenopfernder Pilzkult und feministische Kannibalen sind nur einige der Zutaten in Wagners skurrilem Horror-Panoptikum. Das ist kompromissloses und kurioses Kabarett, das beim Grazer Kleinkunstvogel Publikum und Fachjury gleichermaßen beeindruckte.

Anlässlich der anstehenden Auftritte im Theatercafé trafen wir uns mit Bernhard Wagner zum Interview, in dem der vielseitige Oberösterreicher über seine Liebe zum Morbiden sprach, über seine Anfänge in der Slam Poetry-Szene, seine Tätigkeit im Radio sowie seine künstlerischen Einflüsse. Wie man gleich lesen wird, zeigte sich Wagner auch im Gespräch von seiner launig-komischen Seite.

Du stehst seit kurzem mit deinem ersten abendfüllenden Programm auf der Bühne, es heißt "Schwammerl". Was kann das Publikum erwarten?
Am Liebsten nicht das, was dann kommt! (er lacht ein bezaubernd glucksendes Wiehern, dass an ein ekstatisches Seepferdchen erinnert). Um aber vielleicht doch ein bisschen Stimmung zu vermitteln: Ein unbekannter Kabarettist findet ein gruseliges Ende in einem Dorf, das einem menschenopfernden Pilzkult frönt... da gibt’s Musik, Geschichten, ein paar - hoffentlich - lustige Figuren und literweise Blut, das in die ersten Reihen spritzt. Also metaphorisch. Keine Regenschutzpflicht oder so.

Deine Form von Kabarett zeichnet sich durch eine skurril-morbide Grundstimmung aus. Woher rührt diese Liebe zum Abseitigen?
Ist das denn skurril? (er lacht erneut, diesmal wie ein Regen, der an einem heißen Spätsommertag endlich Erfrischung bringt) Nein im Ernst, die Vorliebe hat mir ein intergalaktischer Balisto-Müsliriegel vermittelt, der mir des Nachts in meiner Lavalampe erschien. (er lacht auf beunruhigende Weise nicht)

Eine der Nummern, mit denen du beim Grazer Kleinkunstvogel für Furore gesorgt hast, handelt von deinem Großvater, der sich dem Konstruieren von Wolpertingern verschrieben hat. Was sind das für Wesen? Und hat die Geschichte einen wahren Kern?
Wolpertinger sind ja eigentlich Fabeltiere, Mischwesen - mit der lustigen Eigenschaft, dass niemand genau weiß, aus welchen Tieren die eigentlich bestehen sollen. Und deshalb gibt’s halt verschiedenste ausgestopfte Wolpertinger aus verschiedensten Tieren. In der Geschichte versucht dann mein „Opa“ den ultimativen Wolpertinger zu basteln.Einen wahren Kern hat die Geschichte vielleicht nur insoweit, als der „Opa“ in der Geschichte eigentlich das genaue Gegenteil meines echten Opas ist.

Du hast deine ersten Bühnensporen in der Slam Poetry-Szene verdient. Eine gute Schule für angehende Kabarettisten? Welche Skills konntest du dir dort aneignen?
Schwierige Frage. Im Slam hat man sehr wenig Zeit das Publikum für sich zu gewinnen - da kann man sicher einiges über Bühnenpräsenz und Timing lernen. Als Kabarettist(In?) nimmt man sich halt manchmal das Recht, nicht schnell (und manchmal auch gar nicht) ankommen zu wollen. Als Chance um sich mal auf der Bühne auszuprobieren, sind Slams aber eine tolle Plattform.

Welche Künstler siehst du als Vorbilder oder Einflüsse?
Ich weiß gar nicht wer Josef Hader ist. Wirklich. Und sicher hatte ich nicht auf meinem ersten MP3-Player keinen Platz für Musik, weil der mit „Im Keller“ und „Privat“ schon voll war. (er lacht sein bezaubernd glucksendes Wiehern, dass an ein ekstatisches Seepferdchen erinnert) Nein, also Hader, Gerhard Polt, Rainald Grebe und viel surreale britische Comedy, aber halt auch Musiker und Autoren. Nick Cave zum Beispiel oder Flann O'Brien. Hader kenn ich aber nicht.

Außerdem gestaltest du gemeinsam mit Leo Toriser eine Radiosendung namens "Das magische Auge". Wie kam es dazu und womit beschäftigt ihr euch in dieser Sendung?
Bei einer gemeinsamen Moderation hatten wir einen Text geschrieben, der durch unseren Enthusiasmus etwa 20 Minuten zu lang wurde. Also haben wir beschlossen, mal etwas Längeres zusammen zu machen.Wir haben uns dann irgendwann bei Radio Campus mit einem Konzept beworben, das wir auch immer noch umsetzen: Eine surreale Radiosendung in der wir Studiogäste wie zum Beispiel ein ausgestorbenes Mammut, die komplett erfundene Gletschermaus, eine Büroklammer namens Franz Viehböck oder einen ängstlichen Geist zum Interview bitten. Die Zuhörer mögen aber besonders die Gutenachtgeschichten, und die Fake-Werbungen.

Was bringt die Zukunft? Gibt es konkrete Pläne?
Naja, zuerst mal hoffe ich sehr, das Programm noch eine Weile spielen zu können. Zur Radiosendung wird es eine Live-Show geben, und ein Duo Projekt mit Florian Reichl, mit dem wir uns in Kürze beim Münchner „Kabarett-Kaktus“ präsentieren werden.

Wir danken für das Gespräch!

 

Bernhard Wagner spielt sein Soloprogramm "Schwammerl" das nächste Mal von 14. bis 16. 11. 2013 jeweils um 20:00 Uhr im Hin & Wider, der Kleinkunstbühne im Grazer Theatercafé. Tickets & Infos: www.hinwider.com Sobald weitere Termine fixiert sind, lesen Sie darüber in unserem Kalender. Vergangene Ausgaben der Radiosendung "Das magische Auge" können Sie hier nachhören.
 

Interview vom 11.11.2013, 16:10 Uhr · rb
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