Die junge, aus Deutschland stammende Schauspielerin Sonja Pikart überzeugte mit Aussschnitten aus ihrem ersten Programm "Gluten Abend". Sie präsentierte eine handwerklich sehr solide gespielte Stand Up-Performance. Inhaltlich spannte sie einen weiten Bogen von den Nöten junger Schauspielerinnen über die Hysterie, die heutzutage rund um das Thema Allergien und Intoleranzen herrscht, bis hin zu einem flammend-augenzwinkernden Plädoyer für das Heiraten. Wie ein roter Faden zog sich durch Pikarts Performance die Freude am Dekonstruieren scheinbar gut eingeführter Phrasen, wie zum Beispiel dem von ihr als Imperativ verstandenen "Grüß Gott!".
Dieses Charakteristikum an ihrem Auftritt findet sich dann auch in der Jurybegründung wieder: "Die Siegerin hat sofort direkten Kontakt zum Publikum hergestellt. Anzumerken ist: hohe Pointendichte, zerlegt scheinbare Selbstverständlichkeiten, authentisches Auftreten, gutes Tempo - alles in Allem: überzeugend! Wir wollen sehr gerne mehr sehen!", heißt es im Urteil der PreisrichterInnen. Unterstrichen wird die Qualität von Pikarts Darbietung durch den Umstand, dass sie auch die Publikumswertung im voll besetzten Theater am Alsergrund für sich entscheiden konnte, wie Moderatoren-Urgestein Harry Granitzer verkündete.
Hohes Niveau am Eröffnungsabend
Allgemein war die Qualität des Teilnehmerfeldes bei der diesjährigen Austragung sehr erfreulich: Den Abend eröffnete das oberösterreichische Duo Steinkogler & Ehrenreich, das in eigenwilligen Kurz-Sketches Themen wie ein übermäßiges Dank-Syndrom, die Nöte bzw. Freuden der Frau im bzw. am Wechsel oder eine groteske Familienszene im China-Restaurant abhandelte. Daraufhin folgte der in Wien lebende Kärntner Vitus Wieser. Er erzählte - übrigens handwerklich sehr präzise und anschaulich - eine schräge Geschichte, in der eine Beziehungskrise zu einem Wiedersehen mit einem zum Junkie gewordenen Ex-Schulfreund führt. Als dieser dem Heroin abschwört, ergehen sich die beiden in einem kathartischen Koffein-Overdosing, das letztlich in einem flammend-freudvollen Plädoyer für das Leben endet. Wieser bestach durch einen feinen Blick für Details und gutes Gefühl für seine Geschichte. Man kann vermuten, in nächster Zeit noch einiges von ihm zu hören. Der Tiroler Lukas Schmied komplettierte das Teilnehmerfeld, trat in feinem Zwirn auf die Bühne und erwies sich als talentierter Parodist verschiedener Dialekte, prominenter Persönlichkeiten und aus dem Alltag bekannter Situationen. Im Gedächtnis bleibt vor allem eine sehr gut gelungene Nummer, in der die Stimme eines Flugzeugpiloten der eines Bahnschaffners gegenübergestellt wird.
Nach der gestrigen Auftaktveranstaltung startet heute der Hauptbewerb um den Goldenen Kleinkunstnagel mit der ersten von drei Vorrunden. Am Samstag, 14.11. wird dann im großen Finale der diesjährige Gewinner gekürt. Erwähnt seien an dieser Stelle die Sponsoren Orpheum Wien, Künstleragentur E&A sowie Bezirksvertetung 9. Bezirk, die dafür sorgen, dass die Gewinner außer Ruhm und Ehre auch monetäre Anerkennung erfahren.